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Existenzanalyse & Sinnfindung

Logotherapie und Existenzanalyse wird seit 1948 als die „Dritte Wiener Schule der Psychotherapie“ bezeichnet. Herausgearbeitet und begründet hat sie Dr. med. et Dr. phil. Viktor Emil Frankl (1905 – 1997) Wiener Psychiater, Neurologe und Arzt-Philosoph, zugleich Überlebender von vier Konzentrationslagern. Die erste Wiener Schule, von Sigmund Freud ist die Psychoanalyse, die zweite Wiener Schule, von Alfred Adler gegründet, ist die Individualpsychologie.


Existenzanalyse – »mit innerer Zustimmung leben«

Existenzanalyse bedeutet Analyse der Bedingungen für ein wertfühlendes, selbstgestaltetes und menschenwürdiges Leben. Existenzanalyse hat die Entfaltung der Offenheit und Eigenaktivität (Hingabefähigkeit) im Erleben, in den Beziehungen und im Handeln zum Ziel. Die Existenzanalyse arbeitet somit an den personalen Voraussetzungen für eine sinnvolle Existenz, wo diese durch seelische Krankheiten und Störungen verschüttet sind. Sie hat als theoretischen und praktischen Hintergrund das Konzept der Grundmotivationen, die als “Bausteine der Existenz” systematisch im Beratungs- und Therapiegespräch eingesetzt werden.

 

Logotherapie – …trotzdem Ja zum Leben sagen

Die praktische Anwendung der Logotherapie liegt primär in der Hilfestellung für Menschen, die (noch) nicht erkrankt sind, sich aber in einer existentiellen Orientierungslosigkeit befinden, an der sie leiden. Somit findet die Logotherapie eine breite Anwendung im psychologischen, psychohygienischen, sozialarbeiterischen, suchtpräventiven, pflegerischen, pädagogischen und seelsorgerlichen Bereich. Sie leistet wesentliche Arbeit zur Vorbeugung von neurotischen Erkrankungen und zur Verhütung und Behandlung von Sinnlosigkeits- und Leeregefühlen (“existentielles Vakuum”).

Das Ziel der Logotherapie ist eine Verdichtung der individuell gelebten Sinnfülle (“Lebensdichte”) durch die Hinführung zu einer frei gewählten Verantwortung (“Eigenverantwortlichkeit”).

In der Existenzanalyse (Logotherapie) wird der Mensch nicht als Ergebnis innerpsychischer Prozesse oder umweltlicher Einflüsse angesehen, sondern als ein Wesen, das sich in dem, was im Leben zählt, selbst gestalten kann. Daher sind Begriffe wie Dasein (Existenz), Beziehung (Werte), Freiheit in der Entscheidung, Verantwortung (Gewissen) Grundbegriffe existenzanalytischer Denkweise, die im Schlüsselbegriff “Sinn” (=Logos) zusammenlaufen.

Die Basis der Existenzanalyse bieten die vier Grundmotivationen (Längle, 1994b): 

1. Grundmotivation: DASEIN-KÖNNEN

Es bewegt den Menschen die Grundfrage der Existenz: Ich bin da - aber kann ich (als ganzer Mensch) da sein? Habe ich faktisch genug Raum, Schutz und Halt in dieser Welt? Das Dasein-können erfährt der Mensch vor allem durch Angenommensein bei sich und der Mitwelt. Dieses Erleben führt dazu selbst annehmen zu können. Ohne ausreichendes Erleben dieser Grundmotivation ist die Sicherheit der eigenen Existenz nicht gegeben, und es muss um sie erst gerungen werden. 

2.Grundmotivation: WERTSEIN-MÖGEN

Die bewegende Frage eröffnet sich aus dem Erleben, dass ich lebe - aber mag ich eigentlich leben? Es ist die Ebene der Beziehung, der Nähe, Zuwendung, des Erfühlens von Wertvollem, sich Zeit nehmen. Der Grundwert besteht in dem tiefen Gefühl, dass es gut ist, dass es mich gibt. Dieses Gefühl ist der Referenzpunkt der Beziehungsfähigkeit. Dieses Grundwertgefühl ist die Voraussetzung für das Wertfühlen. 

3. Grundmotivation: SOSEIN-DÜRFEN

Auf dieser Ebene geht es um den Selbstwert. Es bewegt den Menschen die Frage, darf ich so sein wie ich bin? Es ist die Intimfrage der Existenz nach meiner individuellen Einzigartigkeit. Den Selbstwert erfährt der Mensch durch Wertschätzung, durch Ernst-genommen-werden, durch das Einstehen für sich, das Zu-sich-stehen und der Unterscheidung zwischen dem eigenen und dem anderen. Dies erleichtert ihn umgekehrt andere Menschen Wertzuschätzen, ernst zu nehmen und die sichere Abgrenzung des eigenen vom anderen. 

4. Grundmotivation: SINNVOLLES-WOLLEN

Nun stellt sich die Sinnfrage der Existenz: Ich bin da - wofür ist es gut? Was soll daraus werden? Wie kann ich meinen persönlichen Sinn in jeder Situation finden und leben? In welchen Zusammenhängen verstehe ich mich und meine Welt? Es ist die Ebene des Engagements, der Hingabe und Tat. Für diese existenzielle Sinnfindung ist die Erfüllung der ersten drei Grundmotivationen Bedingung, um zu erspüren, was in der konkreten Situation zu einem bestimmten Zeitpunkt realisiert werden soll.

Dafür stehen der Existenzanalyse und der Logotherapie rund ein Dutzend spezifischer Methoden und Techniken zur Verfügung.

  • Kompetenzerweiternde Ressourcen

 

  • Ressourcen-provozierende Methoden:

    • (A) Paradoxe Intervention

    • (B) Dereflexion

    • (C) Einstellungsänderung 

  • Ressourcen-mobilisierende Methoden:

    • (A) Personale Positionsfindung PP

    • (B) Willensstärkende Methode WSM: "Urteilen kann der Verstand freilich, aber diesem Verstandes-Urteil eine Kraft zu geben, den Willen zu bewegen, die Handlung auszuüben, das ist der Stein der Weisen." (Immanuel Kant)

    • (C) Sinnerfassungsmethode SEM

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